DXO PURERAW

Fangen wir mal ganz hinten an – DxO PureRAW kostet etwas mehr, als ich sonst für kleine Tools ausgeben würde. Mit der Zeit habe ich auch meinen Workflow gefunden. Ob der aus einem RAW-Konverter wie Adobe LR oder Capture One besteht oder zusätzlich aus diversen Plugins mit Ai gestützter Technologie zum Entrauschen oder Nachschärfen, muss man für sich selbst herausfinden.
Und mal ehrlich – wie viele Euro habt ihr bisher für Software ausgegeben, die sich nach kurzer Zeit als doch nicht so effizient herausgestellt hat und ihr seid zum alten Workflow zurück? Es ist oftmals der (Software-) Jäger in uns oder der Spieltrieb Neues auszuprobieren, die uns Dinge in den Arbeitsprozess übernehmen lassen, die letztlich auch schnell wieder an Relevanz verlieren.

Ich war zugegebener Maßen sehr kritisch eingestellt, ob hier nicht wie so oft das Marketing besser ist als das Produkt. Aber es gibt eine 30 Tage-Testversion, deren Downloadlink ich nach erfolgter Registrierung per Mail erhalten hatte. Der Konverter ist schnell installiert und beim Erstbetrieb erhält man eine kleine Tour durch den Programmumfang – die ich großzügig übersprungen habe. In den Einstellungen kann die Programmsprache auf Deutsch umgestellt werden, ansonsten ist es aber auch in Englisch leicht verständlich.

Doch was kann jetzt PureRAW, was andere Konverter nicht können?
PureRAW von DxO
 ist kein vollständiger Konverter im eigentlichen Sinne, um ein Bild von A bis Z zu editieren. Dafür setzt PureRAW an der Stelle an, die andere RAW-Converter mehr oder weniger überspringen – die Vorbereitung der RAW-Datei auf den Postprozess. Bei DxO selbst ist zu lesen, dass das Tool alle Probleme löst, die bei sämtlichen Rohdaten auftreten: Demosaicing, Rauschminderung, Moiré, Verzeichnung, chromatische Aberration, unerwünschte Vignettierung und Bildunschärfe. Natürlich wird auch von LR die importierte RAW-Datei ausgelesen und interpretiert, aber nur der Vergleich kann zeigen, was PureRAW leistet.

Ein Test muss her
Ich hatte den Schnappschuss von einer Haselmaus am Meisenknödel im Kopf, den ich mal beim Frühstück in aller Eile durch das Fenster auf unsere Terrasse gemacht hatte. Ich griff meine 1D Mk IV, um durch den Crop von 1,6 etwas näher ranzukommen, nahm mein EF 70-200 mm f/2.8 IS USM und den 1.4x Extender. Gleich auf M gestellt, die ISO auf 1000, Blende f5.0 (da diese Kombi mit Anfangsblende von f4.6 nicht so ideal ist) und den Verschluss auf 1/125 s. Da ich mich aufstützen konnte, sollte das für mich und das Tier schnell genug sein, um es knabbernd und ohne Verwackler einzufangen. Trotz Crop und Extender musste ich am Ende trotzdem stark beschneiden, um das Tierchen halbwegs in den Fokus zu rücken. Aber Dank Super-Auflösung – wie hier beschrieben – sind es am Ende doch noch gute 4678 x 3119 Pixel geworden.

Die Programm-Oberfläche von Dxo PureRaw ist klar strukturiert und fordert nach dem Start auch gleich zu Drag and Drop von RAW-Daten auf.

Nach dem Import der Bilder wird die Kombination aus verwendeter Kamera und Objektiv selbständig erkannt, was sogar bei meiner bereits in die Jahre gekommenen 1D Mk IV funktioniert hat. Das passende Optikmodul muss heruntergeladen werden und wird für spätere Importe gespeichert.

Im Anschluss geht’s oben links auf Bilder entwickeln und hat nun die Möglichkeit, die Methode der RAW-Verarbeitung, das Ausgabeformat und den Zielordner zu wählen. Für machen Arbeitsprozess macht es vllt Sinn, Vorabversionen als JPEG an Dritte weiterzusenden. Darum kann DxO PureRaw neben einem behandelten DNG auch ein JPEG ausgeben. Nach einer abschließenden Bestätigung durch Klick auf Entwickeln startet der Prozess mit Angabe einer eventuellen Restzeit. In diesem Fall wurden rund 20 Sekunden Entwicklungsdauer angezeigt, die mit tatsächlichen 7 Sekunden weit unterschritten wurden.

Nach der Entwicklung wird einem die Möglichkeit geboten, die Vorher- und Nachher-Versionen miteinander zu vergleichen und geg. Falls den Prozess mit anderen Vorgaben erneut zu starten.
Die Dauer der Entwicklung variiert natürlich je nach Größe des Ausgangsbildes, Hardware und Komplexität des Bildes. Alles in Allem verlängert es den bisherigen Arbeitsablauf natürlich um ein paar Minuten und sicher ist dieser Schritt auch nicht bei jedem Foto sinnvoll. Je nach Verwendungszweck würde ich unterschiedlich vorgehen. Aber vor allem auch bei hohem ISO-Rauschen mit beginnendem Detailverlust kann PureRaw wesentlich mehr rausholen, als bisherige Konverter.

Betrachten wir mal einen direkten Vergleich.
Zurück in LR habe ich links in der Vergleichsansicht das mit LR entrauschte und geschärfte Ausgangsbild (keine weiteren Anpassungen) und rechts das importierte Bild aus PureRaw. Vor allem in Bezug auf Schärfe, Details und Farbrauschen hat DxO nochmal mehr rausgeholt, als LR das konnte. Vielleicht könnte man sagen, das PureRaw eine kleine Spur zu viel schärft, aber auch nur vielleicht. Gerade im Bezug auf die Strukturen im Fell und das Entfernen von Farbrauschen (Innenohr der Maus), hat mich das Tool doch sehr überzeugt.

In der Zwischenzeit hatte ich die Leistung an weiteren Bilder getestet, die vor allem mit höheren ISO-Werten aufgenommen worden sind. Das Wiederherstellen von Details in Fell und Gefieder ist durchaus ein Grund, nach den 30-Tagen über einen Kauf nachzudenken.

Einen nicht ganz unwichtigen Punkt hätte ich fast noch unterschlagen – genügend Platz sollte auf dem jeweiligen Speichermedium vorhanden sein, denn die Datenmenge verdreifacht sich mal eben so! Bei anderen Bildern war es nur etwas mehr als doppelte, aber diesen Punkt sollte man durchaus auch bedenken, wenn solch große Daten im Anschluss weiterverarbeitet werden müssen.

Zum Schluss ein zweites Beispiel wieder in der 100%-Ansicht. Links das Original bei ISO 3200, Sigma Art 85 mm f1.4, 1/60 s und EOS R5 und rechts das Ergebnis nach der Behandlung mit PureRaw. Gerade die feinen Details im Fell werden erstaunlich gut wiederhergestellt. Ebenso gut funktioniert das verlustfreie Entrauschen, ohne dabei Zeichnung oder Struktur zu verlieren.

Ein Fazit-Versuch
DxO zeigt mit PureRaw, dass sie aufgrund der vorangegangenen Arbeit der letzten Jahre verstanden haben, was für Fotografen wichtig ist – ein Maximum an Bildqualtiät aus einem Foto rauszuholen. Natürlich ist nicht für jedes Bild das absolute Maximum nötig, aber mit PureRaw bekommt der Fotograf ein Werkzeug, welches selbst stärker verrauschte Bilder in den Griff bekommt und für die Weiterverarbeitung ein gut geschärftes und detailreiches Ergebnis abliefern kann. Feinste Strukturen stellt PureRaw schnell wieder her ohne dabei zu künstlich zu wirken.
Mit der aktuellen Verison 1.1.0 Build 221 laufen die Prozesse noch automatisch ab, ohne dass der Nutzer selbst bestimmte Parameter steuern kann, wie z. B. die Schärfe. Vielleicht findet das in einem der nächsten Updates Berücksichtigung!

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Ausschnitt der Milchstraße im Querformat, fotografiert mit der EOS R5 und Sigma 24mm Art

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